Die Tanztherapie unterscheidet sich von anderen Therapieformen durch ihre Kombination aus Bewegung, Ausdruck und Achtsamkeit – die mündliche Sprache steht nicht im Vordergrund. „Die nonverbale Kommunikation spielt in der Tanztherapie eine große Rolle“, berichtet Aniya Oberoi, die seit 2021 als Tanztherapeutin in Waren arbeitet. „Wenn ich die Patientin frage wie es ihr geht, dann zeigt sie mir das auch anhand ihrer Körpersprache. Der Körper und der Kopf sollen in der Tanztherapie eine Verbindung finden und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer somit vom Denken ins Spüren kommen.“
Ablauf einer Tanztherapie-Einheit
Keine Tanztherapie-Stunde ist wie die andere. „Ich beginne immer mit einem kurzen Check-In, um die aktuelle Stimmung und die Bedürfnisse der Gruppe abzufragen“, erklärt Aniya Oberoi. „Manchmal ist Bewegung und Dynamik gefragt, manchmal eher Ruhe und Entspannung. Es folgen verschiedene Bewegungsübungen, oft ohne vorher festgelegten Plan, um Raum für spontane und kreative Prozesse zu lassen.“ Verschiedene Materialien wie Bänder, Tücher oder Bälle helfen den Rehabilitanden dabei, sich auf die Therapie einzulassen.
Erfolge der Patient*innen
So werden das Körperbewusstsein und das Vertrauen in den eigenen Körper gestärkt, die Patient*innen lernen, eigene Grenzen wahrzunehmen und sich auf neue und unbekannte Erfahrungen einzulassen. Aniya Oberoi sagt, es gebe kein „richtig oder falsch“ in der Tanztherapie: „Besonders beeindruckend sind die Momente, in denen Teilnehmende ihre Gefühle frei ausdrücken können, sei es Freude, Trauer oder Wut – all das findet hier ohne Wertung Raum.“ Das positive Feedback der Patient*innen bestätigt diese Wirkung. So berichtet eine Patientin: „Die Tanztherapie hat mich dabei unterstützt, endlich wieder Gefühle zu spüren, zu fühlen, zuzulassen und vor allem zu zeigen. Der geschützte Raum in dieser geschlossenen Gruppe war enorm wichtig für mich. Ich konnte nach Monaten endlich befreiend weinen und hatte einen Ort und das Verständnis dafür, ein sehr wohltuendes Gefühl.“
Die Tanztherapie ist eng in das interdisziplinäre therapeutische Netzwerk der Klinik eingebunden, was Aniya Oberoi besonders schätzt: „Durch die Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen aus der Ergotherapie, Sporttherapie und Musiktherapie stellen wir eine individuelle Betreuung sicher. Wenn ein Patient zum Beispiel eine aktive sporttherapeutische Einheit hatte, achte ich darauf, dass es in der Tanztherapie etwas ruhiger zugeht. Dieser ganzheitliche Ansatz hilft den Teilnehmenden, eine Balance zu finden.“