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Rauchen kostet viel – vor allem Geld, die Gesundheit und Unabhängigkeit

Redaktion: Warum kommen so viele Menschen nicht vom Rauchen los?

Dr. Bernd Schneider: Rauchen wird häufig als „schlechte Angewohnheit“ angesehen. Das hinter dem Rauchen eine schwere Abhängigkeitserkrankung steht, wird nicht gesehen. Diese Abhängigkeit ist in den Verhaltensmustern und im Gehirn der Menschen fest verankert. Es ist nicht leicht, die Verhaltensweisen umzustellen und das Gehirn an das Nichtrauchen zu gewöhnen. Deswegen misslingen auch die guten Vorsätze zum Nichtrauchen. Eine wiederholte Rückfälligkeit entmutigt und hält viele Menschen davon ab, es erneut zu versuchen. Wer will schon immer wieder scheitern?

Viele Raucher machen auch die Erfahrung, dass sie nach dem Rauchstopp an Gewicht zunehmen und damit diese sinnvolle Maßnahme mit unangenehmen Nebenwirkungen verbunden ist. Diese Nebenwirkung wirkt negativ auf das Durchhalten des Rauchstopps aus und kann ein möglicher Grund für das erneute Rauchen darstellen.

Andere Raucher wollen mit dem Nichtaufhören demonstrieren, dass sie sich von anderen Menschen, der Gesellschaft oder von Ärzten nichts sagen lassen wollen. In diesem Fall wird ein abhängiges Verhalten fälschlicherweise als Demonstration der Unabhängigkeit, der Eigenständigkeit oder sogar der Autonomie verstanden.

Häufig genannte Gründe, wie „ich rauche gerne“, „rauchen schadet mir nicht“ sind Ausdruck der tiefen Irrationalität, die mit dem Rauchen verbunden ist. Diese zeigen, dass rein rationale Erklärungsversuche das Rauchverhalten nicht erklären können. Wir sprechen dabei von einer gefühlsmäßig tief verankerten Abhängigkeit. Daher müssen in einer Raucherentwöhnung auch die emotionalen Aspekte der Abhängigkeit berücksichtigt werden.

Redaktion: Was sind die drei Top Argumente gegen das Rauchen?

Dr. Bernd Schneider: Geld, Gesundheit, Unabhängigkeit

Kein Mensch kann bestreiten, dass Rauchen ein Vermögen kostet. Bei langjährigen Rauchern kann es durchaus den Gegenwert eines größeren Autos oder einer Immobilie erreichen. Es ist zudem wissenschaftlich eindeutig belegt, dass ein weiterer Preisanstieg der Tabakprodukte mit einer Verringerung des Tabakkonsums einhergeht. Wenn die Gesellschaft will, dass weniger geraucht werden soll, muss sie das Rauchen weiter verteuern und die Zugänge zu Rauchprodukten erschweren.

Die Tabakindustrie hat lange Zeit bestritten und die Gesellschaft hat negiert, dass Rauchen ein großer Risikofaktor für viele Erkrankungen, insbesondere Krebserkrankungen, darstellt. Die Gesundheitsgefährdungen beziehen sich nicht nur auf die Rauchenden selbst, sondern auch auf die Menschen in ihrer Umgebung, die als Passivraucher ebenfalls gesundheitlich gefährdet sind. Diese Tatsache hat zum Glück zu gesellschaftlichen Veränderungen geführt und die Laissez-faire-Haltung gegenüber dem Rauchen konnte abgebaut werden. Davon unberührt ist das Risikoverhalten des Einzelnen. Es ist unterschiedlich ausgeprägt und neben einer höheren Bereitschaft, Risiken einzugehen, besteht bei manchen Menschen eine Tendenz, sich bewusst gesundheitlich zu schädigen. In diesem Fall ist Rauchen, das in der Tat häufig in Kombination mit anderen psychischen Erkrankungen auftritt, Teil einer destruktiven Lebenseinstellung.

Da bei Rauchern davon ausgegangen werden kann, dass die allermeisten tatsächlich unter einer Tabakabhängigkeit leiden, bedeutet der Verzicht auf das Rauchen den Zugewinn von Freiheit. Solange jemand raucht, entscheidet er eben nicht frei über sein Verhalten und ist damit durch die Abhängigkeit gezwungen, die negativen Konsequenzen des Rauchens zwangsläufig in Kauf nehmen. Erst die Lösung aus der Abhängigkeit gibt ihm die Freiheit, sein Verhalten wieder selbstbestimmt auszuüben.

Redaktion: Warum ist es nie zu spät mit dem Rauchen aufzuhören?

Dr. Bernd Schneider: „Besser spät als nie“, kommentiert der kleine Lord in der berühmten Weihnachtssendung die Veränderung von dysfunktionalen Verhaltensweisen. In der Tat neigen wir Menschen dazu, bisheriges Fehlverhalten intensiv zu beklagen. Wir könnten auch die Möglichkeit in Betracht ziehen, das eigene Verhalten in Zukunft zu verändern.

Beim Rauchen ist es zudem so, dass ein Rauchstopp in weit fortgeschrittenem Stadium der Tabakabhängigkeit und bei bestehenden Schädigungen trotzdem eine positive gesundheitliche Auswirkung hat und insgesamt mit positiven Effekten verbunden ist. Daher sollte der Verweis auf ungesundes Verhalten in der Vergangenheit kein Grund sein, auf positive Effekte des Nichtrauchens in der Zukunft zu verzichten.

Redaktion: Wie komme ich vom Rauchen los?

Dr. Bernd Schneider: Leider gibt es keine medizinische Infrastruktur, die der Problematik des Rauchens, mit entsprechenden Behandlungsangeboten, gerecht wird. Dennoch gibt es viele Möglichkeiten, sein Rauchverhalten einzustellen und dies in Form von Raucherentwöhnungsprogrammen zu erreichen. Diese Programme sind zertifiziert und werden von ausgewählten Experten durchgeführt. In der Regel werden diese Programme von den Krankenkassen finanziell unterstützt. Es gibt Kurse, die einmal wöchentlich über mehrere Wochen angeboten werden, mittlerweile aber auch zunehmend 1-Tages-Kurse, die sich auch als erfolgreich erwiesen haben. Um an einem Raucherentwöhnungsprogramm teilzunehmen, bedarf es keiner besonderen Voraussetzungen, einzig die Bereitschaft, sich mit dem eigenen Rauchverhalten kritisch auseinander zu setzen.

In den Raucherentwöhnungsprogrammen geht es um die Entwicklung eigener motivationaler Anteile, wie ich künftig mich verhalten werde. Selbstverständlich werden auch Kompetenzen vermittelt, wie ich mich zum Beispiel gegenüber anderen Rauchern behaupte, wie ich meinen Alltag rauchfrei umstrukturiere und das Rauchfrei-Verhalten kurz-mittel-langfristig aufrecht erhalten kann.

Mit dem Einstellen des Rauchens kann vorübergehend eine Gewichtszunahme verbunden sein, die mit entsprechenden Ernährungs- und Bewegungsstrategien dann deutlich entschärft werden.

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