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Was brauchen Menschen, um sich aus den Fesseln einer Suchterkrankung zu befreien? Diese Frage beschäftigte Anfang November gleichermaßen Ärzte, Therapeuten und Selbstbetroffene anlässlich einer Fachveranstaltung in Münchwies. Der regelmäßige Austausch mit Vertreterinnen und Vertretern von Selbsthilfegruppen hat in der Reha-Klinik eine lange Tradition. „Wir können nur voneinander lernen“, so formulierte es Dr. Monika Vogelgesang, Chefärztin der Klinik im Rahmen der Begrüßung, der auch in diesem Jahr weit über 200 Gäste.
Der Fachtag gab Gelegenheit in sieben Arbeitsgruppen unterschiedliche Aspekte des Motivationsaufbaus zu beleuchten. Der Begriff „Motivation“ bedeutet übersetzt soviel wie „Bewegung und Beweggrund“. Es war deshalb naheliegend, dass sich auch das Team der Sporttherapie der Klinik mit dem Thema befasste und zu einer eigenen Arbeitsgruppe einlud. Weitere Angebote beleuchteten unter anderem den Aufbau von Veränderungsschritten bei Cannabisabhängigkeit, bei Glücksspielsucht und bei extremem Übergewicht.
Zuvor jedoch diskutierten Vertreter verschiedener Verbände und Gruppen über die Möglichkeiten des Motivationsaufbaus in der Selbsthilfe. Dabei wurde deutlich, dass es vor allem der Akzeptanz und des Angenommenseins bedarf um sich aus der Krankheit befreien zu können. Eindrücklich berichtete ein Teilnehmer der Anonymen Alkoholiker, welche Tiefen er in seinem Leben durchleiden musste, bevor er den Weg aus der Sucht fand. „Es hat mich mehrere Ehen und einige Jahre Gefängnis gekostet“, so sein bilanzierender Rückblick. Was er damals nicht für möglich gehalten habe, nämlich noch auf Menschen zu treffen, die ihn annehmen, das konnte er in einer Selbsthilfegruppe erfahren. Zwischenzeitlich lebt er seit 37 Jahren suchtmittelfrei – und noch immer gehört der regelmäßige Besuch eines AA-Meetings zu seinem festen Wochenplan. „Der Mensch braucht die Erfahrung des Getragenwerdens“, so die Einschätzung einer Vertreterin des Blauen Kreuzes. In den Gruppen gelinge es immer wieder den Hilfesuchenden mit einer bedingungsfreien Akzeptanz zu begegnen. Eine wesentliche Stärke der Selbsthilfe liege darin begründet, dass hier Selbstbetroffene sich einander unterstützen, dass einer von den Erfahrungen des anderen lernt, dass neben dem geteilten Leid auch gemeinsame Hoffnung erlebbar werde.
Ein weiterer Aspekt in der Diskussion beschäftigte sich mit der Zukunft der Selbsthilfe. Hier, wie auch in Vereinen und anderen sozialen Gemeinschaften, gibt es durchaus Nachwuchsprobleme. Die Teilnehmenden konnten allerdings auch über positive Trends berichten. So hat die Gruppe „Halt und Hoffnung“ aus Wadern, die sich vor allem an Menschen mit seelischen Erkrankungen richtet, im letzten Jahr einen deutlichen Mitgliederzuwachs erfahren. Auch in der PAN-Gruppe Neunkirchen, die Menschen mit Angst- und Panikstörungen anspricht, werden die wöchentlichen Treffen gut genutzt. Die Vertreter der Gruppen für Glücksspielsüchtige („Anonyme Spieler“) und für Drogenabhängige (NA) würden vor allem auch von jüngeren Teilnehmern in Anspruch genommen. Beate Ufer, Mitarbeiterin der Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe im Saarland (KISS) berichtete davon, dass in unserem Bundesland mehr als 700 Selbsthilfegruppen aktiv seien. Traditionell verfügen die Selbsthilfegruppen bei Suchterkrankungen über ein dichtes Netz und eine gute Verbreitung. Neben den Anonymen Alkoholikern gilt dies auch für die Verbände des Blauen Kreuzes, der Freundeskreise, der Guttempler Gemeinschaft und des Kreuzbundes. Von allen diesen Gruppen, ebenso wie von einer Vielzahl freier Selbsthilfegruppen, nahmen Vertreterinnen und Vertreter an dem Münchwieser Fachtag teil.
„Für uns hat die Zusammenarbeit mit der Selbsthilfe eine lange Tradition, die wir auch weiterhin pflegen werden“, sagte dazu Dr. Monika Vogelgesang. Sie bedankte sich bei den Gruppen, die auch regelmäßig, einmal im Monat, zu Informationsgesprächen für die Patienten der Klinik nach Münchwies kommen. „All dies was hier geleistet wird, ist ein beeindruckender Beleg für ein ehrenamtliches Engagement, das dazu beiträgt Menschen zur Überwindung der Suchterkrankung zu motivieren. Darüber hinaus helfen die Treffen, die erreichten Erfolge stationärer Entwöhnungsbehandlungen, wie sie in unserer Klinik seit über 40 Jahren durchgeführt werden, nachhaltig zu sichern und zu stabilisieren“, so Vogelgesang. Der Münchwieser Selbsthilfegruppentag war einmal mehr ein Beleg dafür, dass es Wege aus der Sucht gibt.