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Die Behandlung bei Zwangsstörungen

MEDIAN Kliniken Frau in Natur

Unter einer Zwangsstörung versteht man ein Verhaltensmuster, bei dem die Betroffenen bestimmte Handlungen unablässig wiederholen müssen, sich dabei jedoch immer wieder dagegen zu wehren versuchen, es noch einmal zu tun, aber letztlich dem Zwang zur Wiederholung erliegen.

Eine Zwangsstörung kann sich in Zwangsgedanken und/oder Zwangshandlungen äußern. Sich aufdrängende Gedanken (z.B. „Habe ich den Herd ausgeschaltet?“) sind jedoch genauso eine Normvariante menschlicher Gewohnheiten wie zwanghafte Verhaltensweisen (z.B. die Schreibtischunterlage immer parallel zur Schreibtischkante auszurichten).

Krankheitswert bekommen Zwänge erst dann, wenn sie erhebliche Folgeprobleme bei den Betroffenen verursachen, z.B. berufliche und soziale Aktivitäten massiv einschränken. Trotz der Bewertung der Symptome als übertrieben und unangemessen sehen sich die Betroffenen nicht in der Lage, diesen Zwängen zu widerstehen. Zustände innerer Anspannung, die mit Ängsten, Ekel oder anderen intensiven und aversiven Gefühlen verbunden sind, können nur durch das Ausüben sich ständig wiederholender Handlungen (Zwangsrituale) abgestellt werden.

Einige Zwangspatienten haben oft das Gefühl, die eigene Kontrolle über ihr Leben verloren zu haben, ihnen ist ihr eigenes Erleben fremd geworden, sie vertrauen ihren eigenen Erinnerungen nicht mehr, sind sich ihren eigenen Bedürfnissen und Wünschen nicht mehr sicher, leiden oftmals unter einem sogenannten „Unvollständigkeitsgefühl“, d.h. sie erleben bei ihren Zwangshandlungen das Gefühl, „nicht ganz da bzw. abwesend“ zu sein. Wenn auch Zwangshandlungen und Zwangsgedanken die häufigste Erscheinungsform sind, so gibt es doch auch andere Formen einer Zwangsstörung.

Patienten, die unter Zwangsstörungen leiden, fallen in der Regel erst dann klinisch auf, wenn die Symptome das Leben so stark einengen, dass private und berufliche Pflichten kaum mehr erfüllt werden. Die meisten Betroffenen haben bis zu diesem Zeitpunkt schon einen jahrelangen Leidensweg hinter sich. Die stattgefundene Chronifizierung zum Zeitpunkt der erstmaligen Diagnosestellung hat dann schon infolge einer Vielzahl fehlgeschlagener Bewältigungsversuche zu depressiv-hilflosem Erleben und Verhalten geführt. Entsprechend haben viele Patienten mit Zwängen depressive Symptome und Probleme im Umgang mit anderen. Auch die Bezugspersonen der Betroffenen haben häufig bereits eine fatalistisch-resignative Grundhaltung eingenommen, die den Erkrankten zunehmend weniger korrigierende Erfahrungen ermöglicht.

Zwangshandlungen

Zwangshandlungen treten meist in Form von Kontroll- und Reinigungszwängen auf. Kontrollzwänge dienen dazu, mögliche Katastrophen zu vermeiden, indem man zum Beispiel exzessiv prüft, ob die Elektro- und Gasleitungen abgestellt sind. Reinigungszwänge (z.B. exzessives Putzen, Duschen, Händewaschen) sind häufig mit Ängsten, sich zu vergiften oder sich nachhaltig zu verunreinigen (Kontaminationsängsten) verbunden. Das heißt, die Betroffenen sind permanent bemüht, durch Reinigungshandlungen mögliche Infektionen zu verhindern. Kontaminationsängste können aber auch zu zwanghaften passiven Vermeidungsstrategien führen, wie zum Beispiel keine Türklinken mehr anzufassen oder bestimmte „verseuchte“ Ecken der eigenen Wohnung nicht mehr zu betreten.

Diagnostik und Therapie

Nach einer Diagnostikphase (In welchen Situationen tritt das Symptom auf? In welchem lebensgeschichtlichen Kontext hat sich die Erkrankung entwickelt? Welche Auswirkungen hat es auf die persönliche Lebenssituation des Patienten und auf seine Bezugspersonen?) wird in einem zweiten Schritt ein persönliches Störungsmodell entwickelt: der Patient soll lernen, sich nicht mehr als „verrückt“ zu definieren, sondern seine Zwangserkrankung als „Krankheit zu erkennen“, von der man sich auch distanzieren kann (z.B. „Nicht ich will immer wieder kontrollieren, sondern es ist die Krankheit, die mich dazu antreibt“). Mithilfe von Expositions- und Reaktionsmanagementverfahren wird der Patient dann lernen, sich konkreten Situationen auszusetzen und die hierbei auftretenden unangenehmen Gefühle wie Schuld, Ekel, Angst – auch ohne übertriebene Zwangsrituale – zu bewältigen. Soweit notwendig lernen die Patienten schließlich, den infolge der Symptomreduktion wiedergewonnenen Freiraum gesundheitsfördernd zu füllen.

Therapieziele

Die Sicherung beruflicher und sozialer Leistungsfähigkeit sowie die Verhinderung drohender gesundheitlicher Beeinträchtigungen wird durch Erarbeiten folgender Ziele angestrebt:

  • Aufbau von Verständnis für die psychologischen Grundlagen der Zwangsstörungen als Grundlage der verhaltenstherapeutischen Behandlungsprogramme
  • Distanzierung von den Inhalten der Zwangssymptomatik
  • Reduktion der Zwangssymptome
  • Verbesserung der Fertigkeiten im Umgang mit anderen bzw. Therapie weiterer im Verlauf eines langen Leidensweges aufgetretener psychosozialer Problembereiche

Ein wesentliches Ziel ist es, dass die Patienten wieder ein Gefühl der Kontrolle über ihre eigenen Handlungen und über ihr Leben zurückerhalten.

Weitere Behandlungsziele sind oftmals eine Verbesserung der Lebensqualität, eine Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit oder die Wiederherstellung beruflicher Leistungsfähigkeit.

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