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Welt-Suizid-Präventionstag

Um die Gesellschaft mehr auf die durchaus verdrängte Problematik aufmerksam zu machen, findet alljährlich am 10. September der Welt-Suizid-Präventionstag statt. Initiator des Präventionstages ist die Weltgesundheitsorganisation (WHO), die ihn erstmals 2003 ausgerufen hat. Die Botschaft, die die Autoren und Autorinnen aus Wissenschaft und Praxis des Nationalen Suizidpräventionsprogramms an das Bundesministerium für Gesundheit haben, ist deutlich: Sie fordern dauerhaft finanzierte Hilfsangebote für Menschen in suizidalen Krisen – vorhandene Hilfsangebote müsse man ausbauen. Petra Marx, Chefärztin für Psychosomatik in der MEDIAN Klinik Schlangenbad, beantwortet uns heute einige Fragen bezüglich des so wichtigen Themas.

Warum ist Suizid immer noch ein Tabu-Thema?

Petra Marx: Das Thema wird einerseits als ängstigend, andererseits auch schambesetzt erlebt. Betroffene und Angehörige stehen dem Thema Suizid meist hilflos gegenüber. Die Betroffenen sind oft so in ihrem negativem Erleben gefangen, dass es ihnen schwer fällt, sich Hilfe zu holen. Hierbei spielen nicht selten neben Scham- auch Schuldgefühle eine Rolle. Gleichzeitig fühlt sich das Umfeld überfordert und weiß oft nicht, wie sie selbst helfen können oder wo Unterstützung zu finden ist.

Welche Gründe können für die Entwicklung einer Suizidalität verantwortlich sein?

Petra Marx: Suizidalität tritt v. a. im Rahmen von psychischen oder körperlichen Erkrankungen auf, am häufigsten im Rahmen von Depressionen. Seltener kommt es im Sinne von Kurzschlussreaktionen zu Suizidhandlungen bei akuten, belastenden Ereignissen.

Ab wann sollte professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden?

Petra Marx: Es ist immer hilfreich, sich bei Konfrontation mit Suizidalität professionelle Hilfe zu holen, um die eigene Einschätzung zu teilen und ggf. Unterstützung beim Ergreifen weiterer Maßnahmen zu bekommen.

Gibt es Anzeichen, die auf einen möglichen Suizid hindeuten? Wie kann man als Außenstehender helfen?

Petra Marx: Bei den meisten Betroffenen bestehen Gefühle tiefer Traurig- und Hoffnungslosigkeit. Es imponieren negative Gedanken und Bewertungen bzgl. der Umstände, aber auch der eigenen Person. Auch können Schuldgefühle anklingen. Man kann drei Stadien der Suizidalität definieren (nach Pöldinger). Im Stadium der Erwägung findet man einen vermehrten sozialen Rückzug. Die Betroffenen machen versteckte Andeutungen bzgl. ihrer Lebensunlust. Es findet jedoch noch keine konkrete Planung statt. Im Stadium der Ambivalenz wird der Suizid angekündigt, es wird mitunter auch Kontakt zu Hausarzt oder Angehörigen aufgenommen. Im Stadium des Entschlusses kann es sein, dass die Betroffenen eher entlastet wirkt. Sie haben eine Entscheidung getroffen und entsprechende Schritte geplant.

Wichtig ist, den Betroffenen Raum zu geben, Gedanken zu äußern und zuzuhören. Es kann hilfreich sein, auch aktiv nach Suizidgedanken zu fragen. Im Vordergrund steht aber, dem Betroffenen zu ermutigen, sich Hilfe zu holen und ihn dabei zu unterstützen, bis dahin anzubieten, denjenigen in eine entsprechende Klinik zu fahren. Bei akuter Eigengefährdung und fehlender Behandlungsbereitschaft kann die Verantwortung an die behandelnden Ärzte oder auch das Ordnungsamt abgegeben werden. Diesen Stellen obliegt dann die Entscheidung bzgl. einer stationären Einweisung.

Welche Hilfsangebote und Therapiemöglichkeiten gibt es für Personen mit einer anhaltenden Suizidalität?

Petra Marx: Ansprechpartner kann einerseits ein Hausarzt sein oder direkt ein niedergelassener Psychiater. Auch ist es möglich sich an den sozialpsychiatrischen Dienst des Gesundheitsamtes zu wenden. Bei akuter Suizidalität kann die notfallmäßige Einweisung in eine psychiatrische Klinik erfolgen. Dies kann eine niedergelassener Arzt oder ein Notarzt (112) veranlassen. Eine direkte Kontaktaufnahme mit der Klinik ist meist auch möglich. Zur Unterstützung bei persönlichen Krisen wird in manchen Städten auch eine Telefonseelsorge angeboten.

Haben auch Sie mit suizidalen Gedanken zu kämpfen? Die telefonische Seelsorge ist 24 Stunden unter der Nummer 0800 1110111 oder www.telefonseelsorge.de erreichbar. Weitere Informationen und Hilfsangebote erhalten Sie unter www.frnd.de.

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