Kontakt

Wir freuen uns auf Ihren Anruf unter:

+49 (0)2641 9140


50 Jahre Suchttherapie

Suchtkranke nicht stigmatisieren sondern schnellere Hilfe anbieten

Einen Blick zurück auf 50 Jahre Suchtrehabilitation und gleichzeitig einen Blick in die therapeutische Zukunft warfen jetzt die rund 90 Teilnehmer einer Fachtagung an der MEDIAN Klinik Tönisstein in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Unter dem Titel „50 Jahre Suchtrehabilitation - Goldstandard oder old-fashioned?“ erinnerte die Klinik an das Urteil des Bundessozialgerichts aus dem Jahre 1968 in dem vor 50 Jahren erstmals festgelegt worden war, dass eine Abhängigkeitserkrankung eine Krankenhausbehandlung notwendig macht und damit Sucht als Krankheit anerkannt wurde. Auf dieser rechtlichen Grundlage hatte unter anderem die MEDIAN Fachklinik Tönisstein 1974 in Bad Tönisstein als eine der ersten in ganz Deutschland mit der Behandlung suchtkranker Menschen begonnen. Nach amerikanischem Vorbild entwickelte man hier in den Folgejahren eine beispielgebende achtwöchige  Kurzzeittherapie, im Gegensatz zur damals üblichen sechsmonatigen Suchttherapie bei Alkohol und der 18monatigen Drogentherapie.

Vorträge zeigen Entwicklung der Therapie

Chefarzt Dr. Hubert C. Buschmann und der Leitende Psychologe der MEDIAN Klinik Tönisstein, Oliver Kreh, ließen es sich nicht nehmen, die Teilnehmer der Tagung am Vormittag selbst zu begrüßen und in die Thematik einzuführen. „Es ist schon viel erreicht worden“, so Dr. Buschmann. „Aber es gibt immer noch eine gesellschaftliche Stigmatisierung von Suchtkranken und ein viel zu geringes Bewusstsein für die Möglichkeiten therapeutischer Hilfe.” Oliver Kreh zeichnete in seinem Vortrag „Versorgungsstrukturen bei Suchterkrankungen - ein Drama in fünf Akten” den Weg des Versorgungssystems von den 1960er Jahren, (als Sucht noch als “Charakterschwäche” galt), über die heutige hochspezialisierte Behandlung von Suchterkrankungen bis zur einer Aussicht ins Jahr 2030 hinein. Dr. Ulrich Frischknecht vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (zi) Mannheim referierte aus Sicht der Forschung zum Thema “Stigma Sucht: Auswirkungen auf die Behandlung”.

Zukunft der Behandlung diskutiert

Am Nachmittag standen dann fünf Workshops auf dem Programm in denen es unter anderem um Aspekte der therapeutischen Behandlung, der Stabilisierung bei Rückfall und der Integration abhängiger Menschen ging. In einer offenen Diskussion beschäftigten sich die Tagungsteilnehmer anschließend mit aktuellen Trends der Behandlung von Abhängigkeitserkrankungen. „Wir müssen die Patienten in Zukunft schneller erreichen, die Zugangswege zur Suchttherapie entbürokratisieren und Möglichkeiten der Vermittlung in Ergänzung über die  Suchtberatungsstellen finden”, forderte Chefarzt Dr. Hubert C. Buschmann, der auch Vorstandsvorsitzender des Fachverbands Sucht e.V. in Bonn ist. „Auch engagierte Hausärzte, Betriebsärzte, Psychotherapeuten oder klinische Sozialdienste sollten die Möglichkeit bekommen Informationen an den Leistungsträger zu übermitteln, um über Art, Ort, Dauer und Umfang der Therapie eines Patienten entscheiden zu können.” Derzeit vergehen nach aktuellen Statistiken immer noch 13 Jahre der Abhängigkeit von Alkohol, bevor ein Suchtkranker sich in eine Therapie begibt. „Würden wir darüber hinaus auch weniger stigmatisierend mit der Krankheit umgehen, wäre der Weg des Einzelnen in einer Therapie sicher leichter”, so Dr. Buschmann.  Für die Zukunft stehen vor diesem Hintergrund auch Online- Angebote für die Beratung und Therapie suchtkranker Menschen in der Diskussion. Sie werden beim 32. Heidelberger Kongress des Fachverbands Sucht e.V. im Jahr 2019 im Mittelpunkt stehen.

+49 (0)2641 9140Kontakt