Hier finden Sie Informationen zu unserem Therapieangebot und unseren Diagnostikverfahren.
In der ärztlichen Eingangsdiagnostik wird eine organmedizinische Anamnese, eine Sozial- und Berufsanamnese sowie die ausführliche und differenzierte Suchtanamnese erhoben. Zur Eingangsdiagnostik gehört weiterhin die allgemeinmedizinische und neurologisch-psychiatrische Untersuchung sowie ein labormedizinisches Screening.
Zur groborientierenden Beurteilung der körperlichen Belastbarkeit kann ein Fahrradergometer mit Pulsmessung herangezogen werden. Bei Verdacht auf erhebliche Belastungseinschränkungen kardialer Art untersucht der benachbarte Internist, orthopädische Erkrankungen werden dem Orthopäden zur Abklärung vorgestellt. Wenn nötig, werden weitere Fachärzte mit einbezogen.
Im therapeutischen Erstinterview wird vom zuständigen Gruppentherapeut die Psychodynamik, die zur Suchterkrankung des Patienten führte, geklärt und gemeinsam mit ihm daraus ein individuelles Behandlungsziel und Behandlungsvorgehen erarbeitet.
Die medizinische Versorgung im Haus erfolgt über Ärzte und Fachärzte mit allgemeinmedizinischer, psychotherapeutischer und psychiatrisch-neurologischer Ausbildung und Erfahrung, die die Eingangs- und Entlassungsuntersuchungen vornehmen und in täglichen Sprechstunden und wöchentlichen Visiten die organmedizinische Versorgung der Patientinnen und Patienten sicherstellen.
Die Therapieangebote im Detail
Einzeltherapie unterstützt den gruppentherapeutischen Behandlungsansatz, insbesondere bei Patientinnen und Patienten, die aufgrund ihrer Persönlichkeitsstruktur oder -störung in der Gruppe den tragfähigen Kontakt zu ihrem Therapeuten verlieren und deshalb auf eine dyadische Beziehung (Zweierbeziehung) angewiesen sind. Als Zweierbeziehung wird eine intensive soziale Beziehung von zwei Personen bezeichnet. Dieser Begriff beinhaltet nicht nur die Paarbeziehung, sondern auch die Elternteil-Kind-Beziehung.)
Dies bedeutet je nach Indikationsstellung sowohl hochfrequente Einzelkontakte, kontinuierliche wöchentliche Einzelgespräche als auch in großem Abstand nach Bedarf stattfindende (Krisen-) Einzelinterventionen.
Auch in der Einzeltherapie findet der eher psychoanalytisch-interaktionell orientierte Behandlungsansatz Berücksichtigung
GruppentherapieDen Kernbereich unserer psychotherapeutischen Behandlung bildet die psychoanalytisch-interaktionelle Gruppenpsychotherapie nach dem Göttinger Modell (Heigl-Evers, Heigl, Ott, Böhle u. Vatters). Alle Patienten nehmen 4-mal wöchentlich an einer 90-minütigen Gruppenpsychotherapiesitzung teil.
Die Therapiegruppen werden als halboffene Gruppen mit einem zuständigen Gruppentherapeuten, der auch der Bezugstherapeut der Patienten ist, geführt. Die Patienten werden indikationsgerecht in die für ihre Erkrankung, ihr Alter und Geschlecht spezialisierte Gruppe eingeteilt. Auf eine ausgewogene am jeweiligen Schweregrad der Erkrankung und der Persönlichkeitsproblematik orientierte Gruppenbesetzung wird geachtet. Der Gruppentherapeut ist intern und extern fortgebildet für die Besonderheit seiner Patientengruppe.
Die Fähigkeit zur aktiven Selbstentspannung können unsere Patientinnen und Patienten durch Teilnahme an der Indikativgruppe erwerben. Die Patienten können unterschiedlichste Entspannungverfahren testen und erlernen (z. B. Progressive Muskelrelaxation, Yoga). Das Mittel der An- und Entspannung fördert die Wahrnehmungsfähigkeit für unterschiedliche Muskelspannungszustände und damit eine differenzierte Selbstwahrnehmung. Das Erkennen und Benennen unterschiedlicher Gefühlszustände ist dabei genauso bedeutsam wie der adäquate Umgang damit. Dieses Verfahren ist vor allen Dingen für unsere glücksspielsüchtigen Patienten von großer Bedeutung.
Die Arbeitstherapie ist für die Patientinnen und Patienten ein Bereich, in dem sie sich an äußere Anforderungen anpassen müssen. Sie bekommen einen Auftrag, den sie auszuführen haben. Dieser kann in den Bereichen Gartenarbeit, leichten Renovierungsarbeiten, Schlosserei, Schreinerei (dabei auch im Umgang mit Maschinen), der Malerwerkstatt liegen.
Soweit wie möglich werden die Patientinnen und Patienten berufsorientiert eingesetzt, um arbeitsbezogene Fähigkeiten und Schwächen sichtbar zu machen. Durch das Erleben und Erweitern von Fähigkeiten wird das Selbstwertgefühl und das Selbstbewusstsein gestärkt. Es werden Arbeitswille und Arbeitsvermögen, Arbeitsplanung und Arbeitsqualität, die Belastbarkeit (auch im Hinblick auf gesundheitliche Einschränkungen) überprüft und erweitert. Frustrationstoleranz, Konfliktfähigkeit, aber auch Kompromissfähigkeit, Durchhaltevermögen und Zuverlässigkeit werden trainiert.
Für Patientinnen und Patienten, die noch einen Arbeitsplatz haben, geht es auch um konstruktive Auseinandersetzung mit Arbeitsabläufen, mit Kollegen/innen (in Form der Mitpatientinnen und Mitpatienten) und mit Vorgesetzten (den Arbeitstherapeuten).
Zweck der Arbeitstherapie ist für arbeitslose Patientinnen und Patienten außerdem, die Reintegration in das Erwerbsleben vorzubereiten, indem einmal die gewünschte und für das Individuum passende und leistbare Tätigkeit bestimmt wird und zum anderen Wege zur Erlangung eines Arbeitsplatzes aufgezeigt werden.
Regelmäßig wird für diese Patientinnen und Patienten ein Bewerbungstraining durchgeführt. Es erfolgt eine Auseinandersetzung mit der Wiedererlangung eines Arbeitsplatzes durch Bestandsaufnahme der Fähigkeiten und persönlichen Stärken in Selbst- und Fremdeinschätzung. Es werden Stellenanzeigen ausgewertet, am Computerarbeitsplatz ein Bewerbungsschreiben mit Anschreiben und Lebenslauf erstellt. Bei einem Besuch der Homepage der Agentur für Arbeit werden potenzielle Arbeitsstellen gesichtet. Im Rahmen des Freizeittrainings können Betriebsbesichtigungen durchgeführt werden.
Im gleichen Bereich werden unsere älteren Patientinnen und Patienten, die nicht mehr ins Erwerbsleben reintegriert werden müssen, im Rahmen der Beschäftigungstherapie auf eine sinnvolle Tagesstrukturierung und neue Inhalte vorbereitet. Sie lernen, mit ihrer freien Zeit etwas anzufangen, es wird darauf hin gearbeitet, Langeweile möglichst erst gar nicht aufkommen zu lassen bzw. mit dieser anders umgehen zu können. Die Vorbereitung auf ehrenamtliche Tätigkeit, auf eine Mitarbeit in Kirchenkreisen, in Selbsthilfe- und in Freizeitgruppen wird hier geleistet. Sich gegenseitig zu unterstützen, zu helfen, aber auch sich helfen zu lassen, miteinander etwas zu entwickeln, Spaß und Freude dabei zu erleben, ist eine wichtige zukunftsorientierte Erfahrung. Gärtnerische und handwerkliche Tätigkeitsfelder ergänzen das arbeits- und beschäftigungstherapeutische Angebot.
Im Laufe einer Suchterkrankung (dies gilt für die alkohol- und medikamentenabhängigen genauso wie für unsere glücksspielabhängigen Patientinnen und Patienten) gehen Interessen und Freude an Freizeitaktivitäten verloren. Diese Interessen neu zu fördern und einzuüben ist Aufgabe des Freizeittrainings. Einmal in der Woche wählen die Patientinnen und Patienten aus drei Freizeitangeboten. Wir bemühen uns dabei darum, das Erlebensspektrum möglichst breit zu halten, damit jede und jeder das für sie oder ihn Passende herausfinden kann. Angebote sind u.a. Kegeln, Minigolf, Besuch eines Freizeitaktivbades oder Freibades, Museumsbesuche, Bibliothek, Tierheim, Mehrgenerationenhaus, Wanderungen oder Stadtbesichtigungen als Angebote der Kurstadt Bad Hersfeld und diverse Ausflüge passend zur Jahreszeit. Die Patientinnen und Patienten werden von der Freizeittherapeutin angeregt, an den Abenden und Wochenenden das Freizeitangebot der Stadt zu nutzen, um individuell passende Freizeitgestaltungsmöglichkeiten zu finden. Dabei werden gemeinsame Aktivitäten gefördert.
Im freien kreativen Gestalten finden die Patientinnen und Patienten Möglichkeiten, selbst gewählte Gestaltungen mit verschiedenen Materialien und Techniken zu erschaffen (Ton, Seide, Papier, Kacheln, Holz, Pappmaché, Gips, Baumwolle, Mosaik usw.). Künstlerische Kriterien treten in den Hintergrund. Meist verschüttete schöpferische Fähigkeiten werden wieder oder neu entdeckt. Freude und Selbstvertrauen können so wachsen. Das Erleben der eigenen Fähigkeiten gibt Anregung für die eigenständige Freizeitgestaltung. Die Patientinnen und Patienten nutzen die Räume des kreativen Gestaltens auch in der therapiefreien Zeit.
Gruppenarbeiten nach eigenen oder vorgegebenen Themen bieten die Möglichkeit, den Gruppenprozess zu fördern und lassen Beziehungen in der Gruppe lebendig und verstehbar werden. Die Befriedigung über gemeinsame kreative Arbeit fördert die Gruppenkohäsion und damit Beziehungen. Sich in eine Gruppentätigkeit einzufügen, sich anzupassen ist eine Fähigkeit, die im Rahmen der Freizeitgestaltung im Alltag, in Vereinen und Freundeskreisen wichtig wird und aus der meist vorher bestehenden suchtbedingten Isolation herausführt
Neben der Verbesserung von haltungsbedingten Muskel- und Gelenkschmerzen dient die Rückenschule, durch fokussieren auf Bewegung und Haltung, der Stabilisierung des Körpergefühls. Die körperliche Selbstfürsorge wird damit verbessert.
Weg vom traditionellen Sportdenken, in dem nur objektiv messbare Leistung zählt, führt die Sport- und Bewegungstherapie unter Anleitung einer Diplom-Sportlehrerin zu einem Erleben der Möglichkeiten und Grenzen des eigenen Körpers.
Einen hohen Stellenwert besetzt die Förderung koordinativer Fähigkeiten wie Geschicklichkeit und Gleichgewichtsfähigkeit und das Erleben von Rhythmus, um Bewegungssicherheit im Alltag zu erlangen. Das Spiel gemeinsame andererseits ist in seiner Vielfalt ein hervorragendes Mittel, um Handlungskompetenzen zu erwerben. Es sind unterschiedliche Rollen anzunehmen, es wird eingeübt, sich durchzusetzen, aber auch sich zurückzunehmen, Nähe und Distanz einzuschätzen, Spielregeln einzuhalten.
Im klinikeigenen Fitnessraum kann nach fachlicher Einweisung eigenverantwortlich, an der persönlichen Belastbarkeit orientiert, Ausdauer (überwacht durch pulsgesteuerte Ergometer) und Kraft erworben werden. Spannungszustände, auch im Rahmen von Craving, können durch körperliche Anstrengung vermindert werden. Fitnessstudios können etlichen Patientinnen und Patienten, die vor ihrer stationären Behandlung sozial isoliert waren, einen ersten, relativ leichten Einstieg in Kontakte mit anderen Menschen im Rahmen ihres Alltages bieten. Der Umgang damit kann in der Klinik gelernt werden.