Ein Teil der von uns behandelten Patienten entwickelt bereits relativ früh im Jugend- oder jungen Erwachsenenalter eine Abhängigkeitserkrankung. Oftmals gehen der Abhängigkeit schwerwiegende Probleme im Elternhaus, in der Schule oder mit Gleichaltrigen voraus, die eine gesunde, zufriedene Entwicklung der eigenen Identität beeinträchtigen. Werden diese sogenannten Entwicklungsphasen behindert, entstehen oft Probleme, z.B. hinsichtlich des eigenen Selbstwertes, der persönlichen Orientierung oder des eigenen Verständnisses von Selbststärke und Unabhängigkeit. Manchmal spielen auch Vernachlässigungen und prägende Gewalterfahrungen eine wichtige Rolle. Das Konsumieren von Substanzen wird dann häufig (unbewusst) als eine schnelle und einfache Lösung empfunden, belastende Probleme besser auszuhalten. Die Probleme werden in der Folge zunächst geringer, weswegen der Konsum immer regelmäßiger eingesetzt wird. Im Verlauf der Abhängigkeitsentwicklung werden sie durch den dauerhaften, ansteigenden Konsum aber immer größer, da die Entwicklung eines gesunden und stabilen Selbstwertgefühls sowie die Fähigkeit, mit seinen Gefühlen und Gedanken zurecht zu kommen, häufig verhindert wird.
Die Altersgruppe der 18-30-jährigen befindet sich in einer besonders prägenden Lebensphase, in der die Abgrenzung von Anderen, Risikobereitschaft, Experimentierfreudigkeit und Widerstände gegen Autoritäten auf dem Weg zur Selbstfindung eine wichtige Rolle spielen. Um den speziellen Bedürfnissen dieser Altersgruppe gerecht zu werden und eine altersspezifische Therapie anzubieten, haben wir eine spezielle Gruppentherapie für junge Erwachsene eingerichtet. Eine Bezugsgruppe mit Gleichaltrigen im gleichen Entwicklungsstadium und ähnlichen Problemkonstellationen bietet ein viel günstigeres Lernumfeld, in dem in einer verständnisvollen Umgebung eigene Probleme, Unsicherheiten und Sehnsüchte ausgesprochen und bearbeitet werden können.
Männer und Frauen in der Altersphase zwischen 18 und 30 Jahren mit einer Alkoholabhängigkeit und ggf. zusätzlichem Missbrauch von anderen suchterzeugenden Substanzen.
Das Therapiekonzept basiert auf der kognitiven Verhaltenstherapie. Die Abhängigkeit steht demnach im Zusammenhang mit ungünstig erlernten Denk- und Verhaltensmustern, die vor dem Hintergrund vielfältiger, prägender Lebenserfahrungen (in der Herkunftsfamilie, peer-group etc.) entstehen. Auch wenn sie in Krisen manchmal angemessen sind, bestehen sie auch danach über Jahre als eine Art „Verhaltensprogrammierung“ fort, obwohl sie mittlerweile nicht mehr hilfreich sind oder sogar schaden. In Bereichen, in denen sie Probleme nicht mehr lösen, zu einem Leidensdruck führen oder das eigene Wohlbefinden gefährden, setzt die Verhaltenstherapie an.
Durch neue Lernerfahrungen (in einer Bezugsgruppe mit Gleichaltrigen) können die als problematisch identifizierten Verhaltensweisen abgebaut und durch gesunde Alternativen „ersetzt“ werden. Dabei werden die bestehenden, manchmal auch vernachlässigten oder nicht gewürdigten Ressourcen (Fähigkeiten, Stärken) identifiziert und weiter aufgebaut.
Zusätzliche, schematherapeutische Interventionen (z.B. Stühlearbeit, Imaginationstechniken, Beziehungsgestaltung) bieten die Möglichkeit, schädigende, automatisierte Verhaltensmuster sowie problematische Erfahrungen mit Bindung und Regeln verständlich und nachvollziehbar zu machen. Das führt häufig zu einer Entlastung und erleichtert die Ablösung von diesen Verhaltensmustern.
Ergänzend zur Bezugsgruppe nehmen alle Patienten an der Kunst- und Sporttherapie teil. Die Möglichkeit der Sozial- und Jobberatung sowie externen Arbeitserprobung bei kooperierenden Firmen besteht. Zudem besteht eine intensive ärztlich-psychiatrische Betreuung, die die Abklärung und Behandlung von körperlichen und psychischen Begleiterkrankungen erlaubt. Durch eine Vielzahl von zusätzlichen, indikativen Gruppentherapien können individuelle Problembereiche vertieft und bearbeitet werden (z.B. Rückfallvorbeugung, Umgang mit belastenden Gefühlen, Selbstsicherheit und Kontakt, ADHS, Freizeitkompetenzen, Depressionsbewältigung, Denken-Fühlen-Handeln, Lebensplanung, Selbstbehauptung, Entspannung).
Junge Erwachsene erleben sich in der altersangepassten Bezugsgruppe deutlich integrierter. Das gegenseitige Verständnis, die Reflexion und Hilfestellung für ihre entwicklungsspezifischen Problembereiche werden generell als sehr hoch eingestuft. Dies sind für junge Erwachsene wichtige Rahmenbedingungen für den Therapieerfolg.