Chronische Schmerzen können zu einem eigenständigen Krankheitsbild werden, bei dem der Schmerz seine Leit- und Warnfunktion verloren und einen eigenständigen Krankheitswert erlangt hat.
Häufig handelt es sich um Patienten mit komplexen gemischten Krankheitsbildern (neuropathische Schmerzen wie z.B. Post-Zoster-Neuralgien, CRPS, Kopfschmerzen, viscerale und kardiale Schmerzen, Phantomschmerzen).
Rücken- und Kopfschmerzen stehen hierbei an erster Stelle, nachfolgend neuropathische, als auch viscerale oder kardiologische Schmerzen. Die häufigsten Komorbitäten finden sich im Psychiatrischen/ Psychosomatischen Fachgebiet (z.B.: Depressionen, Angststörungen), so dass es eines spezialisierten, interdisziplinären Teams bedarf, diese Symptome richtig einzuordnen und eine entsprechende Therapie einzuleiten.
Als Patient werden Sie über den behandelnden Hausarzt oder zuständigen Facharzt (meist Orthopäde, Neurochirurg oder Internist) für eine Rehamaßnahme angemeldet. In dem notwendigen Formular für die medizinische Rehabilitation werden alle relevanten Vorbefunde angegeben und die gewünschte Indikation angekreuzt
Vor der Aufnahme in unsere Klinik erfolgt anhand des vorliegenden Rehaantrages eine Indikationsprüfung durch einen Facharzt unserer Klinik und die Zuordnung in die chronischen Schmerzbehandlung, an welcher multiple Professionen mitwirken. Auf dieser Grundlage werden für den Schmerzpatienten die entsprechenden Schmerzfragebögen in der MEDIAN App freigeschaltet und dieser wird aufgefordert, die Fragebögen bis zum Tag der Anreise vollständig ausgefüllt zu haben.
Nach Anreise des Patienten erfolgt die Aufnahme durch den jeweiligen Arzt, den psychologischen Dienst und die physio- ggf ergotherapeutische Aufnahme. Anschliessend wird der Behandlungsplan festgelegt.
Einmal wöchentlich findet eine explizite Besprechung, bestehend aus Ärzten, Psychologen, Sozialdienst und die Ergotherapeuten im Sinne eines interdisziplinären Assessment statt.
Zu dem ärztlichen Behandlungsfeld zählen die:
Im Rahmen der Komplementärmedizin wird die Akupunktur oder das Naturheilverfahren praktiziert. Die Akupunktur wird bei Patienten angewendet, welche eine somatische, noziplastische oder neuropathische Komponente vorweisen.
Für die invasive Schmerztherapie steht ein Wirbelsäuleneingriffsraum mit C-Bogen zur Verfügung.
Chronische Schmerzpatienten nehmen in unserem Rehazentrum an einem indikationsspezifischen Gruppenprogramm zum Thema „Chronischer Schmerz- Schmerzbewältigung“ teil. Das Programm ist kognitiv-verhaltenstherapeutisch ausgerichtet und wird von einer Psychologischen Psychotherapeutin geleitet.
Die Inhalte des Seminars orientieren sich am biopsychosozialen Modell. Zudem lernen sie Entspannungstechniken (PMR, AT, Imagination, Bodyscan etc. ) sowie Achtsamkeitsübungen kennen.
Ein besonderer Stellenwert kommt der Reduktion des Analgetikakonsums zu. Medikamentenmissbrauch und Medikamentenabhängig wird therapeutisch aufgearbeitet und angepasst. Die standardisierte Dokumentation des schmerztherapeutischen Behandlungsverlaufs dient hier als Grundlage für die Langzeit- oder Dauertherapie.
Die konsequente Steigerung der körperlichen Aktivität (Bewegung-, Sporttherapie) mit Motivierungs- und Beratungselementen für Alltagsaktivitäten und Vermittlung von Eigenübungen, orientiert an verhaltenstherapeutischen Prinzipien zählen zum Ablauf in der Bewegungstherapie. Der Fokus wird auf ein multimodales Bewegungsprogramm gelegt und die Steigerung der Aktivität priorisiert. Hierzu zählen allgemeine Gymnastik, Kraftübungen, Entspannungsverfahren sowie Ausdauertraining.
Weiterhin kommen passive Therapien wie Massagetechniken, Elektrotherapie oder Thermotherapie zur Anwendung. Diese Anwendungen stimmt der Physiotherapeut individuell auf jeden Patienten ab, z.B. empfinden einige Patienten Fangoanwendungen angenehmer als Kältetherapie.
Im Rahmen des Sozialdienstes wird die häusliche, familiäre und/oder berufliche Situation abgeklärt sowie Veränderungsoptionen diskutiert.
Während der Rehabilitation finden für den Patienten Schulungen mit Inhalten zur Schmerzerkrankung und Bezug zur individuellen Problematik (z. B. psychosoziale Risikofaktoren und Bewegungsmangel) statt. Als Basis dient hierbei die Internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit. Zu den Schulungen gehörten z.B. die Rückenschule und Stressbewältigungsstrategien wie Traumreise oder PMR.