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WENN DER KOPF KRANK MACHT – Ein Interview mit Dr. med. Volker Malinowski

Was sind psychosomatische Erkrankungen und wie entstehen diese?

Große emotionale Belastungen führen zu unterschiedlichen körperlichen Reaktionen: Muskeln verkrampfen sich, Stresshormone behindern die Entspannung des Körpers, der Stoffwechsel ändert sich, Organe werden nicht optimal versorgt. Als Folge können vielfältige Beschwerden wie bspw. dauerhafte Schmerzen auftreten.

Wenn körperliche Symptome länger anhalten, sollten die Gründe auf jeden Fall ermittelt werden. Der erste Ansprechpartner ist der Hausarzt. Wird eine körperliche Ursache ausgeschlossen, empfiehlt sich die Hinzuziehung eines Psychotherapeuten, um den Verdacht auf einen seelischen Auslöser zu klären. Dabei sollte auf die individuelle Krankheits- und Lebensgeschichte besonderen Wert gelegt werden.

Zudem wollen Patienten oft nicht wahrhaben, dass psychische Belastungen die Ursache sind. Diese sind im Gegensatz zu organischen Ursachen schwerer zu akzeptieren. Dies führt jedoch dazu, dass oft sehr spät professionelle psychologische Unterstützung angefordert wird.

Wie häufig kommen psychosomatische Erkrankungen vor?

Hierzulande leidet fast jeder vierte Erwachsene mindestens einmal in seinem Leben an einer psychosomatischen Erkrankung. Dabei scheinen Frauen häufiger betroffen zu sein. Somit können wir hier von einer echten Volkskrankheit sprechen.

Was sind Symptome einer psychosomatischen Erkrankung?

Typische Symptome sind: Schlafstörungen, hoher Blutdruck, Kopfschmerzen/Migräne, Schmerzen (Rücken/Nacken/Schulter, Magen/Darm), Erschöpfung/Müdigkeit, Tinnitus, Herzrasen und Kreislaufstörungen sowie Schwindelgefühle, Essstörungen und Suchterkrankungen.

Klassische Redewendungen unterstreichen auch den wechselseitigen Einfluss von Körper und Psyche: Stress schlägt uns auf den Magen, Sich den Kopf über etwas zerbrechen, Etwas in sich hineinfressen, und und und. Die Liste ist lang.

Was sind die Bestandteile einer Therapie?

Zentraler Bestandteil einer Therapie ist die Förderung der Selbstwahrnehmung – welche individuellen Auslöser gibt es, wie sehen die konkreten Belastungssituationen aus, wo liegen diese begründet und welche Bewältigungsstrategien kommen zur Anwendung? Mit diesen Fragen sieht sich der Patient in der Psychotherapie konfrontiert. In der Psychotherapie bilden bspw. neben verhaltenstherapeutischen Einzel- und Gruppenmaßnahmen auch Entspannungstrainings, Ergo-, Sozio und Sporttherapie das ganzheitliche Behandlungskonzept ab.

Lösungen für eine komplexe Ausgangslage: MBOR

In der medizinisch-beruflich orientierten Rehabilitation (MBOR) liegt der Schwerpunkt auf den medizinischen und the­rapeutischen Aspekten, um die notwendige Stabilität für die weiterführende berufliche Rehabilitation zu schaffen. Klassische The­men sind der Umgang mit Arbeitsplatzkonflikten, Mob­bing, Abgrenzungsschwierigkeiten, Perfektionismus oder Ängste am Arbeitsplatz. Für die MBOR kommen insbeson­dere Patienten mit besonderen beruflichen Problemlagen (BBPL) in Betracht. Also Patienten mit langer Arbeitsun­fähigkeit, Rentenantrag oder langer Arbeitslosigkeit. Die Prognose hängt sehr stark vom bisherigen Behandlungs­verlauf ab. Wir sehen leider häufig Patienten, die bereits eine lange Ärzte-Odyssee hinter sich haben und deren Beschwerden oft chronisch geworden sind, wodurch die Behandlung natürlich erschwert ist. Hinzu kommt, dass für den Patienten sowie den behandelnden Arzt das psychosomatische Krankheitsbild nicht selten diffus ist, weil die Symptome sehr verschieden und individuell ausgeprägt sein können.

Um den Rehabilitanden die Möglichkeit zu geben, wieder positive Kontakte zur Arbeitswelt zu knüpfen, arbeiten wir mit vielen Unternehmen und Betrieben vor Ort zusammen, um bspw. externe Belastungs­erprobungen zu organisieren. Auch die Berufsförderungswerke (BFW) sind bewährte Kooperationspartner, die uns bei der Berufsorientierung unserer Patienten durch ein Assess­ment zur Seite stehen oder als Einrichtungen der beruf­lichen Rehabilitation bei Leistungen zur Teilhabe am Ar­beitsleben (LTA) über den Rehaberater vermittelt werden. Umgekehrt helfen wir mit unserer medizinischen Kompe­tenz bei Problemen und Krisen während der beruflichen Reha und können auch kurzfristig unsere Hilfe anbieten.

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