Wir bieten zur verhaltenstherapeutischenBehandlung von Magersucht (Anorexia nervosa) ein vielfältiges stationäres Behandlungsprogramm. Unser Programm berücksichtigt sowohl die seelischen und gedanklichen Ursachen der Essstörung, als auch das Essverhalten per se.
Eine wesentliche Grundvoraussetzung für die Behandlung von Esstörungen ist die Bereitschaft zu einer Gewichtszunahme auf ein minimal gesunderhaltendes Gewicht definiert durch einen BMI von 20. Durch regelmäßiges Führen von Essprotokollen und schrittweiser Erhöhung der Nahrungsaufnahme werden mit den Patientinnen Strategien erarbeitet, um pro Woche 700 Gramm zuzunehmen.
Die Vereinbarung über eine wöchentliche Gewichtszunahme hilft vielen Patientinnen bei der Therapie Ihrer Essstörungen. Für diejenigen Patientinnen, die vermehrt Probleme mit der Gewichtszunahme haben, bieten wir ein sog. Essgestörten-Programm. Dieses Programm hilft, Ängste vor Veränderungen zu überwinden und sich für eine bestimmte Zeit nur auf Fragen des Essens und der Gewichtszunahme zu konzentrieren. Dies kann auch bedeuten, dass der Verhaltensspielraum der Patientinnen (etwa in Fragen der Erlaubnis, die Klinik verlassen zu dürfen oder Telefonate zu führen) zeitweise eingeschränkt wird.
In verschiedenen therapeutischen Gruppen werden auslösende und aufrechterhaltende Bedingungen der Magersucht besprochen. Dabei finden die meisten Therapiemaßnahmen innerhalb von Gruppen mit gleicherkrankten Patientinnen statt. Ein weiterer wesentlicher Bestandteil des Planes zur Behandlung von Essstörungen ist Körpertherapeutisches Arbeiten.
In einem letzten Behandlungsschritt werden die im Rahmen des stationären Aufenthaltes erreichten Erfolge auf Praktikabilität im Alltag der Patientinnen überprüft. Ein wichtiger Punkt ist dabei die Frage des Umgangs mit Rückfällen.
Bulimikern sieht man aufgrund des vorhandenen Normalgewichtes häufig ihre Erkrankung nicht an. Zudem neigen sie dazu, ihre Ess-Brechsucht heimlich auszuleben. Eine primäre Voraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung der Essstörung, Ehrlichkeit gegenüber sich selbst und den Behandler.
In unserer Klinik bieten wir zur verhaltenstherapeutischenBehandlung der Essstörung Bulimia nervosa ein vielfältiges stationäres Behandlungsprogramm. Wesentliche Therapieziele sind: Die Analyse der seelischen und gedanklichen Hintergründe der Essstörung, des Essverhaltens und die Verringerung bzw. Beendigung des regelmäßigen Erbrechens. Zusätzlich stellt dabei eine Stabilisierung des Gewichtes entweder auf dem aktuellen Niveau oder bei Untergewicht auf ein minimal gesunderhaltendes Gewicht (definiert durch einen BMI von 20) ein wesentliches Therapieziel dar.
Komponenten der Behandlung
Die Patienten werden geschult, sich selbst in Bezug auf ihr Essverhalten zu beobachten, Auslöser für ihre Ess-Brechanfälle zu erkennen und darauf aufbauend schrittweise Bewältigungsmöglichkeiten zu erarbeiten. Parallel dazu wird eine gesunde Fünf-Mahlzeiten-Struktur eingeübt, die den körperlichen Gegebenheiten der Patienten und ihren Alltagsbelastungen entspricht.
Zusätzlich werden aufrechterhaltende Bedingungen der Bulimia nervosa besprochen. Dabei kommen biographische Faktoren genauso zur Sprache wie Aspekte des Akzeptierens des eigenen Aussehens und des eigenen Körpers. Die meisten Therapiemaßnahmen finden innerhalb von Gruppen mit gleicherkrankten Patienten statt.
In einem letzten Behandlungsschritt werden die im Rahmen des stationären Aufenthaltes erreichten Erfolge im Alltag der Patienten überprüft. Ein wichtiger Aspekt hierbei ist die Frage des Umgangs mit Rückfällen.
Adipositas Grad III und Binge Eating Disorder (Essstörung mit Essanfällen)
In unserer Klinik legen wir großen Wert, Ihnen Möglichkeiten zu eröffnen, mit ihrer Erkrankung zu leben, diese zu akzeptieren und mit dem Übergewicht ein weitaus erfüllteres Leben zu führen, als dies bisher der Fall gewesen ist.
Jeder Patient bekommt regelmäßige einzeltherapeutische Sitzungen. Inhalte bilden die Anamneseerhebung sowie Diagnostik und das Vermitteln eines verhaltensanalytisch begründeten Erklärungsmodells. Die Sitzungen bieten auch Möglichkeiten Themen zu besprechen, die für gruppentherapeutische Maßnahmen nicht geeignet sind.
In der indikativen Gruppe "Adipositas" werden ernährungsmedizinische und verhaltensabhängige Faktoren des Übergewichtes und der Binge-eating-disorder besprochen.
Die Patienten werden außerdem in der Anwendung von Problemlösetechniken geschult. In der psychomotorischen Therapie werden wiederum Aspekte der Körpererfahrung, der Bewegungsschulung und des kreativen Ausdrucks genutzt, um (1) Hemmschwellen abzubauen, (2) verbesserten Zugang zu eigenen Gefühlen und zum Körper zu erlangen sowie (3) die Körperakzeptanz zu verbessern.
Im Training sozialer Fertigkeiten wird mittels Rollenspielen schrittweise neues soziales Verhalten aufgebaut oder wiederentwickelt.
Als Alternative zum Essen und zur Bewältigung von Anspannungs- und Unlustsituationen bieten wir unseren Patienten Entspannungsverfahren an. Mit den Betroffenen werden je nach körperlicher Belastbarkeit verschiedene Sportmaßnahmen durchgeführt. Weitere Therapiebausteine sind: Ergotherapie, Musiktherapie, Physikalische Therapie und Soziotherapie, letztere zur Klärung von finanziellen und beruflichen Problemen.
Weiterführende Diagnostik ist in der internistischen Abteilung der Klinik sowie durch fachorthopädische Konsultationen möglich.
A - Basisinformationen über Essstörungen
Die folgenden Bücher enthalten allgemeine Informationen zu Essstörungen, (auto-)biografisches Material. Das Buch von Vandereycken und Meermann enthält umfangreiche, aktualisierte Angaben zu Selbsthilfe- und Internetadressen.
Treasure, J. & Alexander, J. (2014). Gemeinsam die Magersucht besiegen. Ein Leitfaden für Betroffene, Freunde und Angehörige. (7. überarbeitete und erweiterte Aufl.). Beltz Verlag.
Munsch, S. (2011). Das Leben verschlingen? Hilfe für Betroffene und Angehörige. (2. Aufl.). Weinheim: Beltz Psychologie Verlag.
Munsch, S., Biedert, E. & Schlup, B. (2011). Binge Eating. Kognitive Verhaltenstherapie bei Essanfällen. (2. Aufl.). Weinheim: Beltz Psychologie Verlag.
Wise, K. (2003). Wenn Essen zum Zwang wird. Wege aus der Bulimie. Pabst Science Publishers.
Becker, K. (1994). Die perfekte Frau und ihr Geheimnis. Reinbek: Rowohlt Verlag.
B - Grundprinzipien des Therapiekonzeptes
Meermann, R. & Vandereycken, W. (1987). Therapie der Magersucht und Bulimia nervosa: Ein klinischer Leitfaden für den Praktiker. Berlin: de Gruyter.
[Dies ist ein Lehrbuch für Ärzte und Psychologen über die ambulante und stationäre Behandlung von Magersucht (Anorexia nervosa) und Ess-Brech-Sucht (Bulimia nervosa).]
Vanderlinden, J., Norré, J., Vandereycken, W., Meermann, R. (1992). Therapie der Bulimia nervosa. Eine praktische Anleitung. Stuttgart: Schattauer.
[Hier wird das Konzept der Bulimietherapie anhand konkreter Fallbeispiele im Einzel-, Gruppen- und Familiensetting demonstriert.]
C - Weiterführende Literatur zu kulturellen und gesellschaftlichen Aspekten
Vandereycken, W., van Deth, R. & Meermann, R. (1990). Hungerkünstler, Fastenwunder, Magersucht. Biermann: Zülpich. [Eine Geschichte der Essstörungen für den interessierten Laien.]
D - Basisinformationen über Aspekte der Selbsthilfe
Meermann, R., Zelmanski, S.(1994). Theorie und Praxis der Selbsthilfearbeit bei Essstörungen. S. Roderer-Verlag, Regensburg 1994.