Sie wurden in den 1980er Jahren entwickelt, haben sich bis heute tausendfach bewährt, fristen aber dennoch ein Nischen-Dasein: Cochlea-Implantate (CI) – kleine technische Wunderwerke, die ertaubten Menschen ihre akustische Wahrnehmung zurückgeben können. Anlässlich des Welttags des Hörens am 3. März weist Dr. med. Roland Zeh, Chefarzt der MEDIAN Kaiserberg-Klinik Bad Nauheim und Präsident der Deutschen Cochlea Implantat Gesellschaft e.V. auf die unterschätzte Wirksamkeit der Hörprothese hin. „Wir gehen davon aus, dass in Deutschland fast eine halbe Million Menschen so hochgradig hörgeschädigt ist, dass ihnen mit Hilfe eines Cochlea-Implantats geholfen werden könnte. Allerdings nehmen nur rund zehn Prozent diese Chance wahr“, erklärt Dr. Zeh, der selbst Träger eines CochleaImplantats ist. „Wir haben mittlerweile viel Erfahrungen mit den Implantaten gesammelt und halten sie für ausgereift. Allein die Aufklärung über ihre Wirksamkeit und der damit verbundene Abbau von Vorbehalten fehlt.“
Intensives Reha-Training erforderlich
Das Cochlea-Implantat ist besonders für taub geborene oder ertaubte Menschen geeignet. Es stimuliert mit Hilfe einer Elektrode den Hörnerv über die Hörschnecke (Cochlea) und lässt über einen magnetisch befestigten kleinen Soundprozessor mit Mikrofon am Kopf die elektrische Signalübertragung direkt auf den Nerv zu. Betroffene, die über einen intakten Hörnerv verfügen, können auf diesem elektronischen Weg akustische Signale wieder klar und deutlich wahrnehmen. Um die Hörprothesen im Alltag für den Patienten nutzbar zu machen, ist nach der Operation ein intensives Reha-Training notwendig, denn die neuen Signale müssen vom Patienten den bekannten Hörmustern zugeordnet werden. Darauf hat man sich an der MEDIAN Kaiserberg-Klinik Bad Nauheim und der MEDIAN Klinik am Burggraben in Bad Salzuflen spezialisiert. „Für viele unserer Patienten erschließt sich nach langer Zeit der Stille wieder eine neue akustische Welt“, so Dr. Zeh. „Wir müssen unsere CIPatienten in den drei bis fünf Wochen ihres Aufenthalts in der Rehaklinik erst langsam an diese neue Dimension heranführen.“ Zu den Aufgaben der Rehabilitation gehört deshalb ein intensives Hörtraining, bestehend aus täglichen Einzel- und Gruppentrainings, selbstständiges Üben mit Trainings-programmen am PC und dem Einsatz verschiedener akustischer Medien. Die Einstellungen des Sprachprozessors im Implantat werden regelmäßig mindestens einmal pro Woche überprüft und optimiert. „Unser Ziel ist die Verbesserung des Sprachverstehens und das angenehme Hören mit dem CochleaImplantat“, erläutert der Chefarzt. Zusätzlich wird durch audiotherapeutische Beratung der Einsatz von technischem Zubehör erläutert und erprobt. In Gruppenarbeit werden Kommunikationstechniken für schwierige Hörsituationen erarbeitet. Alle Patienten erhalten ergänzend Bewegungstherapie und physikalische Anwendungen zum Stressabbau sowie zur allgemeinen körperlichen Stabilisierung. Auch psychologische Gespräche, Tinnitus-Retraining und Gleichgewichtstraining können bei Bedarf in Anspruch genommen werden. Während des Aufenthaltes stehen in der Klinik mehrere Audiologen und Hörgeräteakustiker für den technischen Support und alle Fragen zu den Cochlea-Implantaten und weiterem technischen Zubehör zur Verfügung.