Ein stabiler Blutzuckerspiegel, ein selbstständiger, kompetenter Umgang mit ihrer Erkrankung und wieder mehr Freude im Alltag trotz aller Einschränkungen: Das sind die drei wichtigsten Ziele der Rehabilitation von Kindern und Jugendlichen mit Diabetes in der MEDIAN Kinderklinik „Am Nicolausholz“ Bad Kösen. Zwar ist Diabetes nicht heilbar, trotzdem kann ein Reha-Aufenthalt viel bewirken. Die jungen Patienten und ihre Eltern lernen auf vielfältige Weise, besser mit der Erkrankung umzugehen – und sich von ihr auf dem Weg ins Leben nicht ausbremsen zu lassen.
Rund 32.000 Kinder und Jugendliche sind in Deutschland an einem Typ-1-Diabetes erkrankt. Dabei dürfte die Dunkelziffer allerdings höher liegen, da viele nichts von ihrer chronischen Erkrankung wissen. Eine frühe Diagnose dieses Diabetes-Typs, bei dem das Immunsystem die insulinproduzierenden Beta-Zellen in der Bauchspeicheldrüse angreift, ist aber durchaus wichtig, weiß PD Dr. Thomas Kapellen, Chefarzt der MEDIAN Kinderklinik „Am Nicolausholz“ in Bad Kösen. Vor allem bei Kindern gebe es Anzeichen, die Eltern aufhorchen lassen sollten. „Wenn ein Kind übermäßig viel trinkt – besonders im Vergleich zu seinen eigentlichen Trinkgewohnheiten – oder wenn es häufig Wasser lassen muss und es plötzlich einnässt, obwohl es dies mitunter nie tat, dann liegen ernstzunehmende Hinweise auf eine Diabetes-Erkrankung vor“, erläutert der Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin. Doch auch eine plötzliche Gewichtsabnahme könne ein Indikator sein. Eltern sollten dann auf jeden Fall zum Arzt gehen. „Wird die Erkrankung nicht erkannt, kann es im schlimmsten Fall zu einer sogenannten Stoffwechselentgleisung und Komplikationen kommen, die insbesondere das Hirn betreffen.“
Die MEDIAN Kinderklinik „Am Nicolausholz“ Bad Kösen ist spezialisiert auf chronische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen. Ihre jungen Diabetes-Patienten bleiben meist vier Wochen in der idyllisch im Grünen gelegenen Einrichtung – alleine oder gemeinsam mit ihren Eltern. Betreut werden sie von einem erfahrenen Diabetesteam, das sich mit den behandelnden Diabetologen am Heimatort der Kinder und Jugendlichen abstimmt. Wie erkennt man eine Über- oder Unterzuckerung? Wie kann der Alltag so geplant werden, dass die Blutzuckerkontrollen gut machbar sind? Und was tun, wenn mein Kind auch psychisch unter der Erkrankung leidet? In Therapien und Schulungen werden diese und weitere Themen behandelt. Wichtig ist der Klinik auch der Stressabbau für begleitende Eltern durch Entspannungsübungen, Physiotherapie und den Austausch mit anderen Müttern und Vätern. „Neben der medizinischen Betreuung liegt ein besonderer Fokus in Bad Kösen auf der Praxisnähe“, sagt PD Dr. Thomas Kapellen. „Es gibt zum Beispiel gemeinsame Kochstunden, umfassende Ernährungsberatung und viele Sport- und Freizeitbeschäftigungen.“
Doch selbst wenn Diabetes früh erkannt wird: Der verantwortungsvolle Umgang mit der Erkrankung ist eine Aufgabe fürs Leben. Vor allem Jugendlichen, die erst noch lernen müssen, für sich selbst Verantwortung zu übernehmen, fordert dies viel Disziplin ab. Sind ihre Eltern nicht in der Lage, sie in dieser Situation ausreichend zu unterstützen, hilft das MEDIAN Jugendhaus „Am Nicolausholz“ Bad Kösen: Die Einrichtung ist spezialisiert auf die Langzeitbetreuung von Kindern und Jugendlichen mit Diabetes, die dort in gemütlichen Wohngruppen leben und Schulen vor Ort besuchen. Auch in der Freizeit wird viel gemeinsam unternommen. Dabei immer im Fokus: der gute Umgang mit der Erkrankung. „Wir wollen unsere Jugendlichen so selbstständig wie möglich machen, damit sie nach einer gewissen Stabilisierung hier bei uns in ihr Elternhaus oder ein eigenverantwortliches Leben zurückkehren können“, sagt Jugendhaus-Leiterin Susanne Schill. Durch Beratung und Schulungen sollen sie immer kompetenter im Umgang mit ihrer Stoffwechselführung werden – und so ein großes Stück Freiheit und Selbständigkeit gewinnen. Die Lehrer der kooperierenden Schulen werden ebenfalls einbezogen und von den Fachkräften des Jugendhauses geschult.
„Vielen Jugendlichen fällt es zunächst schwer, ihre Erkrankung zu akzeptieren – und nicht jeder ist auf eigenen Wunsch hier“, erzählt Susanne Schill. „Mit der Zeit tauen die meisten aber auf. Die Gemeinschaft zeigt ihnen, dass sie mit ihrer Krankheit nicht alleine sind.“