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„wir2” hilft Alleinerziehenden, ihren schweren Alltag zu meistern

Familiäre Konflikte, Doppelbelastung durch Erziehung und Beruf, Trennungsstreitigkeiten, chronische Erkrankungen: Die rund 2,5 Millionen alleinerziehenden Frauen und Männer in Deutschland sind häufig in einer schwierigen Lebenslage, überdurchschnittlich gestresst, gesundheitlich und seelisch belastet. Eine Situation, die sich auch negativ auf die Beziehung zum Kind und seine Entwicklung auswirken kann – insbesondere im Kindergarten- und Grundschulalter. Die Beeinträchtigung der sozialen Entwicklung, psychische Verhaltensauffälligkeiten und geringere Schulleistungen können hier die Folge sein. An der Familienklinik der MEDIAN Klinik Bad Gottleuba will man nun mit dem neuen Programm „wir2” helfen. Im Rahmen einer sechswöchigen psychosomatischen Reha lernen alleinerziehende Mütter und Väter, wie sie ihren Alltag besser meistern und gleichzeitig die Beziehung zu ihren Kindern verbessern können.

Programm wurde wissenschaftlich entwickelt

„‚wir2“ ist genau genommen ein Bindungstraining für Alleinerziehende mit Kindern im Vorschul- oder Grundschulalter”, erklärt Karsten Vetterlein, Psychologischer Psychotherapeut und Therapeutischer Leiter der Familienklinik in Bad Gottleuba. „Wir helfen den Elternteilen Selbstvertrauen zurückzugewinnen und eine liebevolle Beziehung zu ihren Kindern aufzubauen. Die Verhaltensweisen, die unsere Patienten während ihres Aufenthalts erlernen, unterstützen sie bei der Bewältigung der kleinen und großen Konflikte im Alltag und fördern eine positive Beziehung zwischen Elternteil und Kind.“ Das Trainingsprogramm „wir2“ wurde in mehr als zehnjähriger Arbeit unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Matthias Franz an der Universität Düsseldorf zusammen mit Psychologen und Erziehern entwickelt. Federführend bei der Umsetzung ist die Gütersloher Walter Blüchert Stiftung, die seit 2014 die Aufgabe übernommen hat, das Programm in die therapeutische Praxis zu übertragen und kommunale und klinische Kooperationspartner zu gewinnen.

6-Wochen-Reha für ein besseres Miteinander

Im Mittelpunkt von „wir2“ steht die Betreuung und gezielte Gruppenarbeit von bis zu zehn Alleinerziehenden durch zwei speziell geschulte Therapeuten. Innerhalb des sechs Wochen dauernden Aufenthalts in der MEDIAN Klinik Bad Gottleuba wird in 20 Gruppensitzungen zu je 90 Minuten zunächst die psychische Stabilität der Alleinerziehenden gefestigt. Dazu gehören die Stärkung des Selbstbewusstseins und der eigenen Wahrnehmung ebenso wie mehr Verständnis für die Bedürfnisse der Kinder, eine bessere Kommunikation mit ihnen und eine Stärkung der Eltern-Kompetenzen. Insgesamt soll so eine stabile Beziehung zwischen Elternteil und Kind hergestellt und letztendlich eine bessere Bewältigung des Alltagsstresses erreicht werden.

Interessenten brauchen Reha-Bewilligung

„Wir haben bereits die Pilotphase mit einer ersten Gruppe erfolgreich abgeschlossen. Die nächste startet Anfang Mai“, erläutert Karsten Vetterlein. „Bisher haben hauptsächlich Mütter an dieser speziellen Form der Rehabilitation teilgenommen. Sie eignet sich aber auch für Väter und wir nehmen gern Anmeldungen entgegen.“ Wer an dem Programm teilnehmen möchte, benötigt die Genehmigung einer sechswöchigen psychosomatischen Reha über den Kostenträger. Im Idealfall ist das „wir2“-Bindungsprogramm schon im Reha-Antrag erwähnt. Kinder können als Begleitperson mit nach Bad Gottleuba kommen oder im Rahmen einer eigenständigen Reha anreisen. Insgesamt haben nach Angaben der Walter Blüchert Stiftung bundesweit bisher bereits mehr als 1.000 Mütter und Väter an dem „wir2“-Programm teilgenommen. Wissenschaftliche Begleitstudien haben die Wirksamkeit des Programms bestätigt. Die Teilnehmer berichteten von einem nachhaltigen Rückgang psychosomatischer Beschwerden und chronischen Schmerzen. Auch kindliche Verhaltensauffälligkeiten nahmen deutlich ab.

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