Übungen für Ihre Ausdauer, Kraft, Haltung und Koordination
Ergänzt wird das Long-Covid-Therapieprogramm entsprechend den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie (DGP) zur Rehabilitation bei Covid-19 durch körperliches Training wie Ausdauer- und Kraftübungen, Haltungs- und Koordinationsübungen. Regelmäßig werden beim Training die Sauerstoffsättigung mittels Pulsoxymetrie bestimmt und die Belastungsintensität mittels Borg-Skala.
Bei Long Covid Patienten mit Fatigue-Symptomen ist es wichtig die Trainingsintensitität gut zu dosieren, um eine übermäßige Erschöpfung nach der Belastung zu verhindern.
Zum Einsatz in der Long-Covid-Reha kommen z. B.:
Zusätzlich werden in der Freizeit je nach Leistungsfähigkeit u. a. angeboten:
Nachfolgend werden einzelne Trainingsmodalitäten der Long-Covid-Reha näher erörtert.
Das regelmäßig durchgeführte Ergometertraining (drei- bis fünfmal pro Woche) stellt ein wesentliches Element des Ausdauertrainings bei unseren Covid-19 Patienten dar. Durch die individuelle Vorgabe der Trainingsintensität besitzt es eine hohe therapeutische Effektivität bei gleichzeitig hoher Sicherheit.
Trainiert wird je nach Leistungsfähigkeit über eine Dauer von 10 bis 40 Minuten. Wissenschaftliche Studien weisen darauf hin, dass insbesondere bei eingeschränkter Belastbarkeit (z. B. nach Langzeitbeatmung) Patienten von einem Intervalltraining profitieren können und dieser Belastungsform seitens Dyspnoe-Empfinden besser tolerieren. Trainiert wird hierbei mit kurzen Belastungsintervallen (30 bis 180 sek.) in einem Belastungsbereich von z. B. 50 bis 100 % der maximalen Leistung im Eingangstest. Auf ein Belastungsintervall folgt ein Erholungsintervall mit niedriger Belastungsintensität bei einem Verhältnis von Belastung: Erholung von 2:1 bis 1:1.
Das Motomedtraining eignet sich besonders für Menschen mit Bewegungseinschränkungen und Rollstuhlfahrer. Es kann sowohl passiv, motorunterstützt als auch aktiv mit eigener Muskelkraft trainiert werden. Es wirkt sich positiv auf die Lungenfunktion, Muskelmasse und Lebensqualität aus. Das Motomedtraining ermöglicht es, langsam in das Training einzusteigen und die Belastung allmählich zu steigern. Trainiert wird unter pulsoxymetrischer Kontrolle der Sauerstoffsättigung und ggfs. unter Sauerstofftherapie (LTOT).
Das Gehtraining stellt eine der wichtigsten Trainingsdisziplinen für den Alltag dar. Es erfolgt sowohl im Freien als auch innerhalb der Kliniken als Einzel- oder Gruppentraining in einer Sporthalle, sodass beispielsweise mit Hilfe von Gehdreiecken COVID-19 Patienten mit unterschiedlichem Leistungsvermögen gleichzeitig trainieren können.
Für gut belastbare Patienten mit Corona Langzeitfolgen wie Long COVID ist das Walking (zügiges Gehen mit Armeinsatz) oder Nordic Walking (mit Einsatz von zwei Stöcken) eine günstige Belastungsform mit geringer Überlastungsgefahr. Durch die geringere Stoßbelastung ist es bei Übergewicht oder orthopädischen Problemen besser geeignet als das Laufen.
Zum Einsatz kommt in der Long COVID Rehabilitation ein dynamisch konzentrisches, systematisches Krafttraining. Das Krafttraining sollte aus zumindest 8 verschiedenen Übungen mit Einbeziehung der großen Muskelpartien bestehen. Zum Einsatz kommen beispielsweise für die großen Muskelgruppen:
Die Wiederholungszahl pro Übung sollte zwischen 8 und 15 Wiederholungen liegen. Die Mindestintensität wird bei ca. 40 % des Einwiederholungsmaximums angesetzt. Beginnend mit einem Satz pro Muskelgruppe pro Woche und einer Steigerung um jeweils einen Satz pro Muskelgruppe pro Woche werden 3 bis 4 Sätze pro Muskelgruppe pro Woche angestrebt. Zwischen den Sätzen einer Muskelgruppe wird eine Pause von 2 bis 3 Minuten eingehalten. Die Häufigkeit des Krafttrainings liegt bei etwa zwei bis drei Einheiten pro Woche.
Bei Patienten mit respiratorischer Insuffizienz ist eine Sauerstoffsubstitution Voraussetzung für eine sichere Trainingstherapie. Die Sauerstoffgabe reduziert die Atemarbeit und verbessert die Leistungsfähigkeit. Dabei ist dem variierenden Sauerstoffbedarf in Ruhe, nachts und unter körperlicher Belastung durch individuelle Dosisadjustierung Rechnung zu tragen.
Entsprechend den Empfehlungen der AWMF Leitlinie „COVID-19 und (Früh-) Rehabilitation“ kann ein Vibrationstraining auf speziellen Vibrationsplattformen als mögliche Trainingsmethode bei COVID-19-Patient*innen erfolgen. In den letzten Jahren zeigten verschiedene Studien, dass die Ganzkörpervibration günstige Effekte bei pneumologischen Patienten mit muskulärer Schwäche oder nach immobilisationsbedingter Muskelatrophie hat und bspw. die Gehstrecke im 6-Minuten-Gehtest verbessert.
Die neuromuskuläre Elektrostimulation kann in Einzelfällen in der Long-Covid-Rehabilitation bei Patienten mit starker Belastungsdyspnoe, Muskelatrophie und vermehrter Immobilisation zum Einsatz kommen. Hierbei wird beispielsweise die Oberschenkelmuskulatur mittels Hautelektroden zur Kontraktion stimuliert, wobei die Intensität bis zur individuellen Toleranzgrenze gesteigert wird. Das Training kann zu einer Kraft- und Leistungszunahme führen, wobei das Training nur zu einer geringen metabolischen und ventilatorischen Belastung führt.